„Mir geht es gut, ich kann nicht klagen!“

Zum Titelthema der Septemberausgabe der Kippe
„Konflikte – wie werden wir konstruktiver ?“ möchte ich gern ein paar ganz persönliche Gedanken in eigener Sache beitragen.

Konflikte sind sozusagen mein „täglich Brot“. Ich trage Konflikte in Telefonaten, in Schriftsätzen, Klagen, Einsprüchen, Widersprüchen und auch im Gespräch mit meinen Mandanten aus.

Oft werde ich gefragt, wie ich damit klarkomme, mich ständig mit Konflikten auseinander setzen zu müssen. Nervt der ewige Streit nicht ?
Konflikte sind Teil unseres Zusammenlebens. Wir können ihnen nicht entfliehen, aber wir können sie „im Schach“ halten. Es gilt, sich von Ihnen nicht zermürben zu lassen. Ziel sollte stets sein, eine Lösung zu finden. Manchmal sind dafür Kompromisse nötig, manchmal muss man konsequent bleiben und einen langen Atem haben und manchmal einfach loslassen, was nicht zu ändern ist. Manchmal hilft das Baugefühl und manchmal der Rat einer nahestehenden oder einer völlig unbeteiligten Person – zum Beispiel einer Anwältin. Es gibt eine Menge Klischees und Vorurteile über die Arbeit einer Anwältin. Anwälte sind teuer und nur darauf bedacht, viel Geld zu verdienen, sowas zum Beispiel.

Dabei wird keine seriöse Anwältin daran interessiert sein, einen Mandanten mit hohen Honoraren zu überziehen, ohne dass er den Wert ihrer Arbeit erkennen kann, um ihn dann unzufrieden ziehen zu lassen. Wir möchten, dass der Mandant den Wert der anwaltlichen Unterstützung erkennt und weiterträgt. „Bitte empfehlen Sie mich weiter“, steht unter meinen Schreiben zum Abschluss des Mandates. Dieses oberste Arbeitsprinzip ist zugegeben nicht immer ganz leicht umzusetzen, aber es kommt auf die Grundeinstellung an. Manche Mandanten wollen nur die Bestätigung ihrer bereits festgefahrenen Ansichten, da bleibt kaum Raum für einen Sichtwandel. Genau der ist aber oft nötig und der Schlüssel zum Erfolg. So stelle ich mir oft die Frage, weshalb die Gegenseite zu der vehement vertretenen Auffassung gelangt. Welche Informationen lagen ihr vor? Welche Informationen fehlen ggf., welche Missverständnisse bestehen, die man ausräumen kann.

Oft wird ein Anwalt erst aufgesucht, wenn der Konflikt bereits besteht und kein Ausweg mehr gesehen wird. Diese Rolle als Konfliktlöserin, als „ultima Ratio“, wie wir Jurist*innen sagen, ehrt uns einerseits – andererseits wird unsere Kompetenz als Berater*In, bevor es zu einem handfesten Konflikt kommt, damit unterbeleuchtet. Denn die eigentliche Stärke einer anwaltlichen Unterstützung liegt genau in diesem Feld. Achtung – Klischee – der Anwalt löst Probleme, die sie noch gar nicht kennen! Ja, denn eine Anwältin hilft Ihnen, die richtigen Fragen zu stellen und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Sie hilft Ihnen dabei, Ihre Energie und Bemühungen auf die Dinge zu konzentrieren, die wirklich wichtig sind. Sie kann die Risiken für bestimmte Konflikte beschreiben und die Weichen dafür stellen, dass Konflikte vermieden oder zumindest minimiert werden.

Unsere vordergründige Aufgabe ist es nicht, Konflikte zu lösen, denn dann sind sie ja schon da, sondern sie zu verhindern, indem wir unseren Mandanten helfen, ihre Angelegenheiten so zu regeln, dass möglichst wenig wertvolle Lebenszeit für vermeidbare Konflikte verloren geht.

Wir Anwält*Innen verfügen über wertvolle Werkzeuge, um Konflikte zu vermeiden und zu lösen. Vertrauen Sie darauf, so wie sie auch Ihrer KFZ-Fachwerkstatt oder Ihrer Hausärztin vertrauen. Dann können auch Sie jederzeit antworten: siehe Überschrift…

Ihre Rechtsanwältin und Fachanwältin für Sozialrecht

Constanze Würfel

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